Hier geht es einmal nicht um Schlankheitspillen, eine neue Diät oder das allerneueste Fitneßprogramm. Friedrich Markus Huebner betrachtet vielmehr den Vorgang, daß wir alle unweigerlich an Lebensjahren zunehmen, zuerst einmal vom gesellschaftlichen Standpunkt aus.
In weitem Bogen ausholend wendet er sich dann zu unserer eigenen Existenz und gibt uns ein probates Rezept an die Hand: Unsere Lebenserfahrung, unser gesellschaftliches Ansehen, sie haben uns gefestigt, „wir sind jemand“, oder meinen zumindest, jemand zu sein. Indem wir aber von dem durch unser Ego über die Jahre gezimmerten Thron der Selbstzufriedenheit rechtzeitig wieder herabsteigen, können wir der drohenden geistigen Verkalkung entgehen und einen inneren Zustand erlangen, der die Offenheit, Neugierde und Flexibilität der Jugend mit der Erfahrung und Weitsicht des reifenden Menschen glücklich miteinander vereint.
ISBN 978-3-87667-287-8
80 Seiten, kartoniert
Friedrich Markus Huebner, geb. 1886 in Dresden, geriet über Heidelberg, wo er 1910 über die psychologischen Auffassungen Paul Bourget promoviert hatte, München, Italien als Dreißigjähriger nach Belgien, wo er im Kriegsdienst für das Auswärtige Amt tätig war. Eine interessante Frucht dieser Tätigkeit ist seine Denkschrift, gewissermaßen adressiert an das Auswärtige Amt der damaligen deutschen Regierung, die unter dem Titel „Weltpolitik mit geistigen Mitteln“ in Leipzig 1920 erschien. In Belgien erwachte neben dem Interesse für die flämische Kunst und Literatur auch sein Interesse für das nördliche Nachbarland, den Niederlanden, dem er zeitlebens eng verbunden blieb. Die niederländische Mentalität hatte es ihm angetan, teilte er später in einem Lebenslauf mit. Zudem war er der Auffassung, daß politische und kulturelle Entwicklungen und Ereignisse von „jenseits des Meeres“ sich, so Huebner, als erstes in den Niederlanden bemerkbar machen. „So erlaubt mir der Verbleib in Holland in geistiger Hinsicht ein vielfach beteiligtes Miterleben der Zeitenwechsel, was dazu beiträgt, daß man rein persönlich aufgeschlossen, rege und spannkräftig bleibt.“
„Technik“ ist für Huebner eher ein Schimpfwort, Natur, Ruhe, Ordnung und das oft nur unterschwellig wahrnehmbare, aber letztlich entscheidende Fluidum im Verkehr der Menschen untereinander waren sein Steckenpferd. (Siehe auch Christian Janssen: „Der Kulturvermittler Friedrich Markus Huebner: Kunst, Literatur und die richtige Lebensführung“. In: Duitse Kroniek 54: „Im Schatten der Literaturgeschichte. Autoren, die keiner mehr kennt? Plädoyer gegen das Vergessen. Hrsg. Von Jattie Enklaar und Hans Ester. Amsterdam und New York, Rodopi 2005, S. 173ff.)
Notizen zum Autoverkehr, zum Einfluß des Fernsehens, zu Ausflüglern, die sich am Straßenrand niederlassen waren Huebners letzte Bemühungen, das rasante, laute Nachkriegsleben durch besinnungsvolle Ratschläge abzubremsen; die entsprechende Schrift mit dem Arbeitstitel „Brot der Stille“ blieb ein Fragment. Auch sein geliebtes Holland war zu dieser Zeit längst auf dem Weg von der beschaulichen Idylle zu einer modernen Industriegesellschaft.
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