Von allen Fehlern und Untugenden ihrer Kinder müssen die Eltern den Grund in sich selbst suchen. Das ist das Symbolum, das Fundament, auf dem Salzmann seine Pädagogik, als Ergebnis einer jahrelangen Beobachtung seiner eigenen Kinder und Zöglinge, aufgebaut hat. Die hier im Krebsbüchlein gebrachten anschaulichen Beispiele einer „unvernünftigen Erziehung“ helfen uns, unser eigenes Verhalten anderen gegenüber zu reflektieren und bringen uns und damit auch unsere Kinder ein gutes Stück voran auf dem Weg zur Vollkommenheit. Denn Kinder beurteilen uns weniger nach unseren Worten, als vielmehr nach unserem Sein, nach unserem Tun. Wollen wir also unsere Kinder gesund, froh, aufmerksam und friedfertig sehen, so müssen wir zuerst einmal dafür Sorge tragen, daß wir selbst zum lebendigen Vorbild dieser Eigenschaften werden – sonst wären alle unsere Worte und Ermahnungen vergebliche Liebesmüh.
Salzmann, Jahrgang 1744, Gründer des weltberühmten Erziehungsinstituts in Schnepfenthal, war durchaus ein Mann der Tat, und die Tathandlung steht in seiner Art der Erziehung vor jeder nur gedächtnismäßigen Stoffaneignung. Gesunderhaltung, Maßhalten, Ausbildung der Denk- und Urteilsfähigkeit und damit wirtschaftliche Leistungsfähigkeit sind die Leitlinien seiner Erziehung.
Im Ameisenbüchlein heißt es sinngemäß: Außerdem können die Eltern noch auf eine andere Belohnung rechnen, dies ist – die eigene Veredlung. Die Eltern sollten stets die Pflicht mit Wärme empfehlen können, ohne über dieselbe täglich nachzudenken und ihren Wert zu fühlen, ohne selbst Muster der Pflichterfüllung zu sein? Sie sollten mit ihren Kindern leben können, deren scharfes Auge jeden Fehler bemerkt, ohne dieselben abzulegen? Wenn wir uns ernstlich bestreben, unsere Kinder gut zu erziehen, zu veredeln, werden wir selbst veredelt.
Mit dem Krebsbüchlein und dem Ameisenbüchlein werden die populärsten Werke Salzmanns miteinander vereint.
Biographie:
* 1. Juni 1744 in Sömmerda; † 31. Oktober 1811 in Schnepfenthal, heute zu Waltershausen, war evangelischer Pfarrer und Pädagoge. Er gründete 1784 die philantropische Erziehungsanstalt Schnepfenthal bei Gotha.
Salzmann studierte Theologie in Jena und wurde 1768 Pfarrer. Von 1781 bis 1784 arbeitete er an der von Johann Bernhard Basedow gegründeten und geprägten Philantropin in Dessau. 1784 gründete er eine eigene Anstalt in Schnepfenthal
ISBN 978-3-8766-716-3